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Dienstag, 29. Juli 2014
Siechenhaus (Teil II)
mark ammern, 10:00h
IV
Die Auswahl ist schier unermesslich. Stellen sie sich ein Gebäude mit unzähligen Eingängen vor, von denen jedoch keine beschildert sind, nicht einmal mit Nummern. Eine solche Farce wäre bürokratisch durchaus möglich, würde jedoch dem Seviceanliegen der Stadt, um das seit einigen Jahren gerungen wird, zu schroff entgegenstehen.
Vielleicht könnte eine Frage weiterhelfen? Ich nehme für mich zwar nicht in Anspruch, ein Erkenntnisinteresse zu verfolgen, als Touristenführer. Mit einem solchen Motiv hätte ich meinen Job verfehlt. Meine Aufgabe umfasst die marketinggerechte Vermittlung von mir weitgehend Unbekanntem. Ich darf gar nichts wissen, nicht so viel, dass mir eventuell die ereignispädagogische Erregung in den Backen oder zwischen den Zähnen stecken bleibt. Fragen, wer oder was sich die Sieche eingefangen haben mag, das lässt sich von mir aber.
Eine Sieche muss nichts Schlechtes sein. Unterliegt nicht alles der Interpretation? Den Bürgern hatte ihr Gasthaus über Jahrzehnte richtig Spaß gemacht. Je siecher, umso besser! Ein bürgerliches Selbstverständnis, bis es zum Generationenbruch kam.
Eine Offenheit gegenüber möglichen Interpretationen ist von mir methodisch zu gewährleisten. Das Neutralitätsgebot hat allerdings Grenzen. Nicht solche des Geschmacks, derartiges kann ich mir nicht leisten, sondern in Bezug auf mein Vorgehen. Gibt es etwas, das ich sprachlich bedingt ausschließe? Wie stünde es z.B. mit der Auffassung, erst die Sieche würde Ruhm, Ehre und was weiß ich einbringen? Als Touristenführer hätte ich dafür kaum Worte.
Ich habe aber zwischen Sieche und Seiche zu differenzieren. Eine Verwechslung könnte die Angemessenheit gefährden. Also ich betreibe hier wirklich keine Wissenschaft. Aber dass sich in der Kulturwirtschaft mit ihren künstlerischen und angewandten Branchen, von Kultur kann ja keine Rede mehr sein, weil sie längst alles von Menschen gemachte umfasst, dass sich in der Kulturwirtschaft eine breite Seiche entwickelt hat, Kultur- und Kultur wurden durchaus inkompatibel, auch gegenüber Bakterien und Walen, also dass die gattungspezifische Nachfrageorientierung in und um die Künste niemanden verzweifeln lässt, dies hat zu einer Seiche beigetragen, die man eventuell auf eine Sieche zurückführen könnte.
Verstehen sie? Ich habe ja den Verdacht, dass dies niemand mehr versteht! Warum auch. Geht es den Menschen nicht gut dabei? - Im Bundesland der Stadt, das Land hat einen nicht geringen Einfluß auf die untergeordneten Verwaltungsbezirke und Kommunen, hatte ein ministerialer Buchhalter ausmisten lassen. Diese Kombination von ökonomischer Bewertung und landwirtschaftlichem Engagement führte zu einem aufgeräumten Stall, in dem maschinell gemolken und anderes Vieh leicht zu einem Schlachthof verbracht werden kann. Jeder Großbauer hätte dasselbe getan.
Aber ich kann ihnen doch keinen landwirtschaftlichen Betrieb präsentieren? Per Milch- und Fleischgeld von der EU subventioniert? Das wäre doch absurd, oder nicht? Die Stadt vegetiert seit Jahrzehnten in einer ehemaligen Industriezone, in der zwar übers Gärtnern gesprochen wird, sogar über eine lokal zu etablierende Sonderwährung, irgend so einen schebbigen Taler, doch wegen der hiesigen Armut. Mehr als eine erbärmliche Schrebergartenanlage käme auch bei bestem Willen nicht heraus.
Die Auswahl ist schier unermesslich. Stellen sie sich ein Gebäude mit unzähligen Eingängen vor, von denen jedoch keine beschildert sind, nicht einmal mit Nummern. Eine solche Farce wäre bürokratisch durchaus möglich, würde jedoch dem Seviceanliegen der Stadt, um das seit einigen Jahren gerungen wird, zu schroff entgegenstehen.
Vielleicht könnte eine Frage weiterhelfen? Ich nehme für mich zwar nicht in Anspruch, ein Erkenntnisinteresse zu verfolgen, als Touristenführer. Mit einem solchen Motiv hätte ich meinen Job verfehlt. Meine Aufgabe umfasst die marketinggerechte Vermittlung von mir weitgehend Unbekanntem. Ich darf gar nichts wissen, nicht so viel, dass mir eventuell die ereignispädagogische Erregung in den Backen oder zwischen den Zähnen stecken bleibt. Fragen, wer oder was sich die Sieche eingefangen haben mag, das lässt sich von mir aber.
Eine Sieche muss nichts Schlechtes sein. Unterliegt nicht alles der Interpretation? Den Bürgern hatte ihr Gasthaus über Jahrzehnte richtig Spaß gemacht. Je siecher, umso besser! Ein bürgerliches Selbstverständnis, bis es zum Generationenbruch kam.
Eine Offenheit gegenüber möglichen Interpretationen ist von mir methodisch zu gewährleisten. Das Neutralitätsgebot hat allerdings Grenzen. Nicht solche des Geschmacks, derartiges kann ich mir nicht leisten, sondern in Bezug auf mein Vorgehen. Gibt es etwas, das ich sprachlich bedingt ausschließe? Wie stünde es z.B. mit der Auffassung, erst die Sieche würde Ruhm, Ehre und was weiß ich einbringen? Als Touristenführer hätte ich dafür kaum Worte.
Ich habe aber zwischen Sieche und Seiche zu differenzieren. Eine Verwechslung könnte die Angemessenheit gefährden. Also ich betreibe hier wirklich keine Wissenschaft. Aber dass sich in der Kulturwirtschaft mit ihren künstlerischen und angewandten Branchen, von Kultur kann ja keine Rede mehr sein, weil sie längst alles von Menschen gemachte umfasst, dass sich in der Kulturwirtschaft eine breite Seiche entwickelt hat, Kultur- und Kultur wurden durchaus inkompatibel, auch gegenüber Bakterien und Walen, also dass die gattungspezifische Nachfrageorientierung in und um die Künste niemanden verzweifeln lässt, dies hat zu einer Seiche beigetragen, die man eventuell auf eine Sieche zurückführen könnte.
Verstehen sie? Ich habe ja den Verdacht, dass dies niemand mehr versteht! Warum auch. Geht es den Menschen nicht gut dabei? - Im Bundesland der Stadt, das Land hat einen nicht geringen Einfluß auf die untergeordneten Verwaltungsbezirke und Kommunen, hatte ein ministerialer Buchhalter ausmisten lassen. Diese Kombination von ökonomischer Bewertung und landwirtschaftlichem Engagement führte zu einem aufgeräumten Stall, in dem maschinell gemolken und anderes Vieh leicht zu einem Schlachthof verbracht werden kann. Jeder Großbauer hätte dasselbe getan.
Aber ich kann ihnen doch keinen landwirtschaftlichen Betrieb präsentieren? Per Milch- und Fleischgeld von der EU subventioniert? Das wäre doch absurd, oder nicht? Die Stadt vegetiert seit Jahrzehnten in einer ehemaligen Industriezone, in der zwar übers Gärtnern gesprochen wird, sogar über eine lokal zu etablierende Sonderwährung, irgend so einen schebbigen Taler, doch wegen der hiesigen Armut. Mehr als eine erbärmliche Schrebergartenanlage käme auch bei bestem Willen nicht heraus.
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