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Samstag, 6. September 2014
Eine Notiz über Peges „Analytische Philosophie?“
mark ammern, 16:48h
Der schmale Band „Analytische Philosophie?“, hg. v. Kai Pege, gibt vor, auf eine Frage zu antworten, die im Alltag leicht entstehen kann. Entweder ist analytische Philosophie unbekannt, oder mit Vorurteilen belastet, die auf ‚Kritiken‘ gegenüber dem Positivismus Anfang des 20. Jahrhunderts zurückgehen. Es ist jedoch leicht zu erkennen, dass das Unterfangen weiter reicht: Es wird nach Möglichkeiten Ausschau gehalten, analytische Philosophie betreiben zu können. Dies wird anhand der sprachphilosophischen Essays deutlich, in denen Wahrheit und Bezug in das Zentrum rücken, ebenso in den gesellschaftsbezogenen Abschnitten, um auch gesellschaftsrelevant philosophieren zu können.
Auf Worte ‚Wahrheit‘ lasse sich leicht verzichten, wenn nichts als das Vorliegen oder Nichtvorliegen von Bezügen in Frage steht. Eine Erläuterung von Wahrheit durch Erfüllung, wie dies in Tarskischer Tradition üblich geworden ist, werfe aber die Frage auf, was denn eine Erfüllung sei, sie helfe nicht wirklich weiter. Es reiche vollkommen aus, über Bezüge zu sprechen. Doch Bezüge sind keine sprachliche Eigenschaft, sie müssten stets vorliegen, man hätte sie vorausszusetzen, sondern selektiv von Menschen vorgenommenes Verhalten (Bezugnahmen), um über etwas erfahren und sprechen zu können.
Dieser Verweis auf ein menschliches Verhalten wird jedoch nicht in ein Sprachspiel unter anderen bzw. allgemein in Gebrauch aufgelöst, wie beim späten Wittgenstein. Eine Differenz der Sprachphilosophie von bloßer Zeichentheorie bleibt erhalten. Hinzukommt hingegen die Frage, wie es um die Verantwortung steht, Bezüge zu bilden oder nicht zu bilden, einzuräumen oder nicht einzuräumen. Da nicht vorausgesetzt werden kann, dass Bezüge intendiert oder gegeben sind, liege die Verantwortung, wie anhand eines Beispiels aus einem Wohnumfeld erläutert wird, beim Hörer bzw. Leser.
Selektiver Bezug eröffnet die Möglichkeit zu verschiedenen Welten, in Abhängigkeit von den getroffenen Existenzannahmen. Wenn einem Wort ‚Gott‘ mal ein Bezug zugesprochen, mal abgesprochen wird, bleibt es nicht aus, dass über verschiedene Wirklichkeiten gesprochen wird, ob theoretisch oder praktisch. Diese Konsequenz ließe sich auch empirisch verwerten, indem mit statistischen Mitteln die Wirklichkeitswelten erhoben werden, um einen Überblick zu gewinnen, wie eine Gesellschaft tickt, z.B. eher esoterisch oder wissenschaftlich. Die messbaren Welten sind in diesem Kontext nichts weiter als Mengen von Existenzannahmen; sie könnten sogar ziemlich ‚kraus‘ aussehen.
Wenn Bezugnahmen gesellschaftsphilosophisch von Relevanz sind, scheiden Modellentwicklungen aus. Modelle seien etwas für eine Vitrine, nicht jedoch für eine wissenschaftliche Philosophie. Da jedoch statistische Verfahren Nachteile haben, sie beziehen sich zumeist auf enge Zeiträume, sind außerdem teuer, wird eine historische Vorgehensweise präferiert, die auch sprachliche Veränderungen berücksichtigt. Allgemeine Begriffe geraten in diesem Kontext rasch an ihre Grenzen.
Analytische Philosophie?
hg. v. Kai Pege, 2014,
ISBN 9783929899825 (ePub)
ISBN 9783929899832 (Kindle KF8)
ISBN 9783929899849 (PDF - 106 S.)
AutorenVerlag Matern
Auf Worte ‚Wahrheit‘ lasse sich leicht verzichten, wenn nichts als das Vorliegen oder Nichtvorliegen von Bezügen in Frage steht. Eine Erläuterung von Wahrheit durch Erfüllung, wie dies in Tarskischer Tradition üblich geworden ist, werfe aber die Frage auf, was denn eine Erfüllung sei, sie helfe nicht wirklich weiter. Es reiche vollkommen aus, über Bezüge zu sprechen. Doch Bezüge sind keine sprachliche Eigenschaft, sie müssten stets vorliegen, man hätte sie vorausszusetzen, sondern selektiv von Menschen vorgenommenes Verhalten (Bezugnahmen), um über etwas erfahren und sprechen zu können.
Dieser Verweis auf ein menschliches Verhalten wird jedoch nicht in ein Sprachspiel unter anderen bzw. allgemein in Gebrauch aufgelöst, wie beim späten Wittgenstein. Eine Differenz der Sprachphilosophie von bloßer Zeichentheorie bleibt erhalten. Hinzukommt hingegen die Frage, wie es um die Verantwortung steht, Bezüge zu bilden oder nicht zu bilden, einzuräumen oder nicht einzuräumen. Da nicht vorausgesetzt werden kann, dass Bezüge intendiert oder gegeben sind, liege die Verantwortung, wie anhand eines Beispiels aus einem Wohnumfeld erläutert wird, beim Hörer bzw. Leser.
Selektiver Bezug eröffnet die Möglichkeit zu verschiedenen Welten, in Abhängigkeit von den getroffenen Existenzannahmen. Wenn einem Wort ‚Gott‘ mal ein Bezug zugesprochen, mal abgesprochen wird, bleibt es nicht aus, dass über verschiedene Wirklichkeiten gesprochen wird, ob theoretisch oder praktisch. Diese Konsequenz ließe sich auch empirisch verwerten, indem mit statistischen Mitteln die Wirklichkeitswelten erhoben werden, um einen Überblick zu gewinnen, wie eine Gesellschaft tickt, z.B. eher esoterisch oder wissenschaftlich. Die messbaren Welten sind in diesem Kontext nichts weiter als Mengen von Existenzannahmen; sie könnten sogar ziemlich ‚kraus‘ aussehen.
Wenn Bezugnahmen gesellschaftsphilosophisch von Relevanz sind, scheiden Modellentwicklungen aus. Modelle seien etwas für eine Vitrine, nicht jedoch für eine wissenschaftliche Philosophie. Da jedoch statistische Verfahren Nachteile haben, sie beziehen sich zumeist auf enge Zeiträume, sind außerdem teuer, wird eine historische Vorgehensweise präferiert, die auch sprachliche Veränderungen berücksichtigt. Allgemeine Begriffe geraten in diesem Kontext rasch an ihre Grenzen.
Analytische Philosophie?
hg. v. Kai Pege, 2014,
ISBN 9783929899825 (ePub)
ISBN 9783929899832 (Kindle KF8)
ISBN 9783929899849 (PDF - 106 S.)
AutorenVerlag Matern
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