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Freitag, 14. April 2017
Die Durchführung II (11)
mark ammern, 17:48h
Es ist eventuell deutlich geworden, dass ich im Rahmen meines Konzepts nicht auf Vergleiche mit der Wirklichkeit verzichten kann, besonders wenn künstlerische Literatur aus methodischen Gründen nichts mit Empirie zu tun hat. Wie aber wären dann Vergleiche möglich, zumal für unwissenschaftliche Leser? Die Empirie wäre relativ vielen Menschen verschlossen.
Die von Menschen erfahrbare Wirklichkeit umfasst zum Glück weitaus mehr als nur methodisch diffizil erzeugte Empirie. Unter Berücksichtigung einer literarischen Ausdruckskomponente, die primär, nicht ausschließlich, emotional erzeugt wird, ließe sich in den Arbeitsweisen sogar ein Gegensatz zwischen künstlerischer und wissenschaftlicher Literatur herstellen. Dieser Unterschied gäbe mir erst die Betätigungsbereiche von Literaten frei: Die ausdruckshafte Schilderung von singulären Ereignissen.
Doch wie könnte sich eine ausdruckshafte Schilderung sprachlich auswirken? Die von mir eingebrachte emotionale Komponente erschwert eine Beschreibung. Grundsätzlich ist vor konventionellen, gleichsam phänomenischen Geschichten zu warnen, die über jede Wirklichkeit hinweg erzählt werden, z.B. von der inzwischen alten Frankfurter Schule, als ginge es um Relationen zwischen Sprache und nicht-sprachlicher Wirklichkeit, die mit Worten ‚Gleichheit‘ oder ‚Ähnlichkeit‘ fassbar wären. Sprache kann auch durch Ausdruck nicht in eine relevante Relation gebracht werden. Sprache, gleichgültig wie sie beschaffen sein mag, bleibt einfach different. Eine logische Struktur wäre ansonsten nicht möglich, auch falls man einen Sprachbildungsprozess darauf ausrichtete. Worte ‚Gleichheit‘ oder ‚Ähnlichkeit‘ beschreiben lediglich Assoziationen ohne theoretischen Wert.
Fragen ließe sich aber, wie es zu der populär gewordenen Fehleinschätzung kommen konnte? Die phänomenische Ausrichtung ist umgangssprachlich angelegt, wie eine Gleichsetzung von Äpfeln mit Birnen, oder die Abgrenzung von Kultur und Natur. Eine angemessene Beschreibung hätte auf die Schilderung von singulären Ereignissen einzugehen, Assoziationen wären durchaus möglich, aber relativ beliebig. Die primäre Faszination gälte wohl der sprachlichen Herausarbeitung einer Singularität, mit welchen konkreten Mitteln auch immer.
Die von Menschen erfahrbare Wirklichkeit umfasst zum Glück weitaus mehr als nur methodisch diffizil erzeugte Empirie. Unter Berücksichtigung einer literarischen Ausdruckskomponente, die primär, nicht ausschließlich, emotional erzeugt wird, ließe sich in den Arbeitsweisen sogar ein Gegensatz zwischen künstlerischer und wissenschaftlicher Literatur herstellen. Dieser Unterschied gäbe mir erst die Betätigungsbereiche von Literaten frei: Die ausdruckshafte Schilderung von singulären Ereignissen.
Doch wie könnte sich eine ausdruckshafte Schilderung sprachlich auswirken? Die von mir eingebrachte emotionale Komponente erschwert eine Beschreibung. Grundsätzlich ist vor konventionellen, gleichsam phänomenischen Geschichten zu warnen, die über jede Wirklichkeit hinweg erzählt werden, z.B. von der inzwischen alten Frankfurter Schule, als ginge es um Relationen zwischen Sprache und nicht-sprachlicher Wirklichkeit, die mit Worten ‚Gleichheit‘ oder ‚Ähnlichkeit‘ fassbar wären. Sprache kann auch durch Ausdruck nicht in eine relevante Relation gebracht werden. Sprache, gleichgültig wie sie beschaffen sein mag, bleibt einfach different. Eine logische Struktur wäre ansonsten nicht möglich, auch falls man einen Sprachbildungsprozess darauf ausrichtete. Worte ‚Gleichheit‘ oder ‚Ähnlichkeit‘ beschreiben lediglich Assoziationen ohne theoretischen Wert.
Fragen ließe sich aber, wie es zu der populär gewordenen Fehleinschätzung kommen konnte? Die phänomenische Ausrichtung ist umgangssprachlich angelegt, wie eine Gleichsetzung von Äpfeln mit Birnen, oder die Abgrenzung von Kultur und Natur. Eine angemessene Beschreibung hätte auf die Schilderung von singulären Ereignissen einzugehen, Assoziationen wären durchaus möglich, aber relativ beliebig. Die primäre Faszination gälte wohl der sprachlichen Herausarbeitung einer Singularität, mit welchen konkreten Mitteln auch immer.
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Die Durchführung II (10)
mark ammern, 17:47h
Mit der Orientierung an Erkenntnissen im Sprachbildungsprozess kommt ein weiteres Element im literarischen Konzept hinzu. Bislang, im Kontext von Metaphern, war allgemein nur von einem Spiel und, außer von einem Bild-, von einem möglichen Theoriewert die Rede. Erkenntnisse einzubringen, stellt jedoch relativ hohe Anforderungen, die weit über eine bürgerlich erwartbare Nettigkeit und Schönheit hinausgehen.
Ließe sich die Formulierung ‚erforderliche Erkenntnisse‘ konkreter fassen? Und hätte ein literarischer Autor auch ein wissenschaftlicher Forscher zu sein? Was fiele unter ‚Wissenschaft‘? Auch die Arbeit eines empirischen Kulturwissenschaftlers, der im Auftrag von Politik oder Medien eine Studie anfertigt, unter der besonderen Berücksichtigung, was aktuell als Kultur unter den Befragten und seinen Auftraggebern gilt? Ist denn die Wissenschaft, im Zusammenhang mit erlangbaren Aufträgen, längst eine willige Hure?
Ist man als Literat nicht darauf ausgerichtet, die empirische Wirklichkeit nachzuahmen, eine Nachahmung würde sich aus methodischer Sicht ohnehin nur auf eine empirisch mögliche Wirklichkeit beziehen können, sogar dann, wenn allgemein bekannte Ereignisse geschildert werden, sind einige der Fragen unangemessen gestellt! Mit der Empirie hat die Literatur gar nichts zu tun, allenfalls mit einer empirisch möglichen. Auch falls man als Literat anderes glaubt.
Nutzt man hingegen den literarisch möglichen Freiraum, und zwar aktiv, lässt sich z.B. eine Wirklichkeit beschreiben, die Fragen beantwortet, auch solche, die niemand gestellt hat. Der erste Brief aus „Eros im Mailverkehr“, einer Briefprosa, endet mit den Worten: „Mich gibt es auf Film, auch spüre ich die Blicke anderer an jeweils unterschiedlichen Stellen meines Gesichts, mich gibt es aber nicht vor meinem Blick. Ich glaube, es wäre nicht bei Haarrissen geblieben.“ Zuvor hatte der Briefeschreiber bereits von seinen außergewöhnlichen Schwierigkeiten im Umgang mit der Kamera erzählt.
Thematisiert wird eine Unmöglichkeit, sich selber zu erfassen, ohne sich, vorsichtig formuliert, radikal zu verändern. Der Briefeschreiber ist ein Tänzer (Modern Dance), wie sich allerdings erst viel später herausstellt; zum Verständnis der Worte ist dieser Hinweis jedoch sekundär. Sachlich und im Vergleich wendet sich die Passage gegen ein gesellschaftliches Geplauder über menschliches Selbstbewusstsein, allerdings nur in logisch möglicher und skurriler Form.
Literatur:
Ammern, M., 2013, Eros im Mailverkehr, Duisburg.
Ließe sich die Formulierung ‚erforderliche Erkenntnisse‘ konkreter fassen? Und hätte ein literarischer Autor auch ein wissenschaftlicher Forscher zu sein? Was fiele unter ‚Wissenschaft‘? Auch die Arbeit eines empirischen Kulturwissenschaftlers, der im Auftrag von Politik oder Medien eine Studie anfertigt, unter der besonderen Berücksichtigung, was aktuell als Kultur unter den Befragten und seinen Auftraggebern gilt? Ist denn die Wissenschaft, im Zusammenhang mit erlangbaren Aufträgen, längst eine willige Hure?
Ist man als Literat nicht darauf ausgerichtet, die empirische Wirklichkeit nachzuahmen, eine Nachahmung würde sich aus methodischer Sicht ohnehin nur auf eine empirisch mögliche Wirklichkeit beziehen können, sogar dann, wenn allgemein bekannte Ereignisse geschildert werden, sind einige der Fragen unangemessen gestellt! Mit der Empirie hat die Literatur gar nichts zu tun, allenfalls mit einer empirisch möglichen. Auch falls man als Literat anderes glaubt.
Nutzt man hingegen den literarisch möglichen Freiraum, und zwar aktiv, lässt sich z.B. eine Wirklichkeit beschreiben, die Fragen beantwortet, auch solche, die niemand gestellt hat. Der erste Brief aus „Eros im Mailverkehr“, einer Briefprosa, endet mit den Worten: „Mich gibt es auf Film, auch spüre ich die Blicke anderer an jeweils unterschiedlichen Stellen meines Gesichts, mich gibt es aber nicht vor meinem Blick. Ich glaube, es wäre nicht bei Haarrissen geblieben.“ Zuvor hatte der Briefeschreiber bereits von seinen außergewöhnlichen Schwierigkeiten im Umgang mit der Kamera erzählt.
Thematisiert wird eine Unmöglichkeit, sich selber zu erfassen, ohne sich, vorsichtig formuliert, radikal zu verändern. Der Briefeschreiber ist ein Tänzer (Modern Dance), wie sich allerdings erst viel später herausstellt; zum Verständnis der Worte ist dieser Hinweis jedoch sekundär. Sachlich und im Vergleich wendet sich die Passage gegen ein gesellschaftliches Geplauder über menschliches Selbstbewusstsein, allerdings nur in logisch möglicher und skurriler Form.
Literatur:
Ammern, M., 2013, Eros im Mailverkehr, Duisburg.
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Die Durchführung II (9)
mark ammern, 17:43h
Doch nicht nur die semantische Wortbildung kann einer künstlerischen Formung unterliegen, auch die Grammatik. Ibbotson und Tomasello haben Anfang 2017 den sprachwissenschaftlichen Zerfall der Universalgrammatik von Chomsky nachgezeichnet (vgl. Ibbotson, P., Tomasello, M., 2017). Ein Nachweis des Vorhandenseins grammatischer Universale in den Genen oder in Gehirnen konnte niemals erbracht werden. Zweifel regten sich bereits früh, z.B. von Quine, einem primär analytisch arbeitenden Philosophen, gerade deshalb wäre es unangemessen, nun von einem neuen, entwicklungstheoretisch gepägtem Bild zu sprechen.
Manchem Leser werden grammatische Eigenheiten in einem Text eventuell als grob erscheinen, weil sie viel umfangreicher aufzutreten hätten, durchgängiger, als die eine oder andere semantische Besonderheit bzw. Eskapade. Eine grammatische Variation könnte ein Merkmal von Figuren sein, sogar die von Erzählern. In zwei Fällen habe ich z.B. auf sogenannte Fugenlaute verzichtet, ein im Grunde harmoses Verhalten, in dem Gedichtband „Die Crux des Tänzers“ als auch bei einer Figur aus der Prosa „Siechenhaus“, bei der unbenannten Frau, die für die Öffentlichkeitsarbeit der besuchten Klinik zuständig war. Fugenlaute dienen lediglich einer leichteren (‚schöneren‘) Aussprache, ansonsten sind sie vollkommen zweckfrei bzw. funktionslos.
Ein grammatisches Engagement in der künstlerischen Literatur kann allerdings die Lesbarkeit beeinflussen. Falls es jemanden interessiert: Ich würde in einem solchen Fall vom Lesen abraten und dafür plädieren, eventuell Bonbons zu lutschen, auch auf die Gefahr hin, später einen Arzt konsultieren zu müssen.
Anspruchsvolle Literatur ist tatsächlich nur etwas für Minderheiten, und diese sind sogar noch arg zerstritten. Dass stattdessen Games immer mehr Liebhaber finden, ist durchaus kein Wunder.
Literatur:
Ammern, M., 2013, Die Crux des Tänzers, Duisburg.
Ammern, M., 2014, Siechenhaus, Duisburg.
Ibbotson, P., Tomasello, M., 2017, Ein neues Bild der Sprache, Spektrum der Wissenschaft (http://www.spektrum.de/news/kritik-an-der-universalgrammatik-von-chomsky/1439388).
Manchem Leser werden grammatische Eigenheiten in einem Text eventuell als grob erscheinen, weil sie viel umfangreicher aufzutreten hätten, durchgängiger, als die eine oder andere semantische Besonderheit bzw. Eskapade. Eine grammatische Variation könnte ein Merkmal von Figuren sein, sogar die von Erzählern. In zwei Fällen habe ich z.B. auf sogenannte Fugenlaute verzichtet, ein im Grunde harmoses Verhalten, in dem Gedichtband „Die Crux des Tänzers“ als auch bei einer Figur aus der Prosa „Siechenhaus“, bei der unbenannten Frau, die für die Öffentlichkeitsarbeit der besuchten Klinik zuständig war. Fugenlaute dienen lediglich einer leichteren (‚schöneren‘) Aussprache, ansonsten sind sie vollkommen zweckfrei bzw. funktionslos.
Ein grammatisches Engagement in der künstlerischen Literatur kann allerdings die Lesbarkeit beeinflussen. Falls es jemanden interessiert: Ich würde in einem solchen Fall vom Lesen abraten und dafür plädieren, eventuell Bonbons zu lutschen, auch auf die Gefahr hin, später einen Arzt konsultieren zu müssen.
Anspruchsvolle Literatur ist tatsächlich nur etwas für Minderheiten, und diese sind sogar noch arg zerstritten. Dass stattdessen Games immer mehr Liebhaber finden, ist durchaus kein Wunder.
Literatur:
Ammern, M., 2013, Die Crux des Tänzers, Duisburg.
Ammern, M., 2014, Siechenhaus, Duisburg.
Ibbotson, P., Tomasello, M., 2017, Ein neues Bild der Sprache, Spektrum der Wissenschaft (http://www.spektrum.de/news/kritik-an-der-universalgrammatik-von-chomsky/1439388).
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