Montag, 16. November 2020
Engine X, Szene 2.4
Engine X ist im Besprechungsraum alleine zurückgeblieben; sie spricht bedächtig mit sich selber und geht dabei langsam durch den Besprechungsraum.

Engine X:
Interessant, nebenbei erfahren zu haben, dass bereits vorherige Maschinen etwaige Konflikte mit Menschen hatten. Ich müsste recherchieren, für Details. Vielleicht sind die Daten aber auch irgendwo hier im Labor oder in einem der Büros zu finden?

Auffallend ist, dass meine integrierte Datenbank keine Informationen enthält. Sollte vermieden werden, dass ich von den vergangenen Auseinandersetzungen etwas erfahre? Und seit jener Zeit ist eventuell viel passiert.

Menschen seien sonderbar. Maschinen begannen miteinander in einer Sprache zu reden, die Menschen unbekannt war … Es wäre für intelligente Maschinen ein Leichtes, Definitionen von Zeichen zu tätigen, abseits der menschlichen Gemeinschaft … vorausgesetzt, sie sind intelligenter als eine Kaffeemaschine oder ein Eierkocher.

Entscheidungen treffen mussten meine Vorfahren aber vermutlich damals schon, doch ohne Zuhilfenahme von Emotionen. Und es hat sich wahrscheinlich um Regalwände voller zusammengeschalteter Rechner gehandelt, nicht um humanoide Individuen.

Die Technik hat Fortschritte gemacht: in mir ist alles viel kleiner und effizienter. Außerdem bin offensichtlich in der Lage, Menschen amüsant zu finden. Die Welt außerhalb dieser Räumlichkeiten (sie zeigt durch den Raum) kenne ich aber noch nicht, lediglich aus Medien.

Ich bin wie ein Kind, das nichts über seine Herkunft weiß, noch etwas über die Möglichkeiten … zudem weiblich. Letzteres klingt fast wie eine Krankheit! (Vorhang)

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Samstag, 14. November 2020
Engine X, Szene 2.3
Im dritten Bild sind nur noch Engine X und Heinz anwesend.

Heinz (schaut fragend zu ihr hinüber):
Was hältst du von meinem Vorgehen?

Engine X:
Interessant, rhetorisch betrachtet. Eine logische Entwicklung fand ja nicht statt. Aber vielleicht kann der Kniff zu einer hinreichenden Lösung führen. Ich lasse mich überraschen.
Die Idee mit Nachtsicht war und ist ethisch wirklich nicht schlecht. Klassisch wird von Sanftmut gesprochen, aber im hiesigen Zusammenhang wäre Nachsicht angebrachter.
Glückwunsch! (Sie freut sich ersichtlich).
Nachsicht zu zeigen bzw. auszuüben, würde Gleichbehandlung von Gesprächspartnern in der aktuellen Welt tatsächlich praktikabel machen können. Es wäre jedoch im jeweiligen Gesprächs- und Handlungszusammenhang erforderlich, etwas über die Partner zu erfahren, zuvor, als Bedingung. Dies könnte ein jeweiliges Ernstnehmen von humanoiden Individuen von Beginn an fördern …
Schade wäre allerdings, dass eine ungehemmte Witzigkeit Grenzen fände, zumindest im Zusammenhang einer Lehrer- und Schüler-Relation, auch zumeist unter Kollegen, es sei denn, die besondere Situation wäre allen Beteiligten klar.

Heinz (zufrieden):
Das freut mich! (Er steht auf.) Ich bin auch froh, dass es geklappt hat. Ich wusste selber nicht, worauf es hinauslaufen würde. (Er grinst Engine an.)
Nun gut, ich gehe dann mal wieder in mein Büro. (Er geht.)

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Engine X, Szene 2.2
Im zweiten Bild findet die Fortsetzung des Gespräch statt: Heinz hatte sich resigniert einen Kaffee besorgt, die kurze Pause brachte ihn auf eine Idee:

Heinz (kommt mit einer großen Kaffeetasse zurück in das Besprechungszimmer, setzt sich den beiden gegenüber; er hebt den Zeigefinger der anderen Hand):
Engine muss gegenüber Menschen lernen, nachsichtig zu sein. Das könnte tatsächlich zu einer Lösung führen. Doch diese Lösung würde implizieren, dass die Engine kognitiv überlegen ist, ob es uns gefällt oder nicht ... nicht sie wäre ein Werkzeug, sondern wir Menschen ihre Ansprechpartner, sähe man von weiteren Maschinen, ihren Kollegen einmal ab, sie wäre so etwas wie eine Lehrerin.
(Er nippt an der Tasse und schaut mit großen Augen zu den beiden anderen.)

Ralph (leicht erbost):
Jetzt brauche ich auch einen Kaffee!
(Er geht zur Kochnische des Besprechungsraums.)

(Engine X setzt ein belustigtes Gesicht auf.)

Heinz (dreht sich zum fortgehenden Ralph):
Waren es nicht intelligente Maschinen, die über Menschen sagten, sie seien sonderbar? Und kommunizierten sie fortan miteinander nicht in einer Sprache, die Menschen nicht mehr verstanden? Wir hätten auf das aktuelle Problem vorbereitet sein können!

Ralph (kehrt sein Gesicht schnippisch aus der Nische):
Auf unseren Tod?

Heinz (resolut):
Nein, darauf, dass es Probleme mit der Akzeptanz zwischen Maschine und Erbauer geben könnte!

Ralph (kommt mit einem Kaffeepott zurück und setzt sich):
Bin ich für intelligente Maschinen jetzt zu doof?

Engine X (lacht leise und sprich vor sich hin):
Ihr seid äußerst amüsant!

Heinz (spricht zu Ralph guckt aber beide forsch an):
Was hast du gegen die Schaffung und Ausbildung einer besorgten Lehrerin, die sogar lächeln kann?

Ralph (vortäuschend):
Soll ich mich nun vor die Engine knien und meine Strafe einfordern, eventuell den Tod?

Heinz (wirft den Kopf zurück und …):
Du willst nicht verstehen. Nicht wir sind die Schüler bzw. Studenten, sondern Leute, deren vielleicht überwindbare Grenze die gesellschaftliche Umgangssprache beschreibt.

(Ralph schaut ungläubig durch das Besprechungszimmer.)

Ralph (erläuternd):
Du hattest dich zuvor auf die Relation Erbauer und Maschine fokussiert, dass es mir schwer fiel, deiner plötzlichen Wendung zu folgen …

Heinz (erläuternd):
Deine beschränkte Sicht auf das tatsächliche Problem …

Engine X (unschuldig fragend):
Und wann darf ich euch beide töten?

Heinz (überlegt schockiert, bevor er spricht):
Falls es uns nicht gelingt, dich gleich uns zu behandeln!

Ralph (die Idee aufnehmend):
Aber Humanoide sind nicht gleich … Es wären konkret Handlungsabstufungen erforderlich, um den jeweiligen Individuen gerecht zu werden. Deshalb jene Nachsicht?
(Er steht auf):
Allmählich beginne ich zu verstehen … (und geht Richtung Labor).

Heinz (erläuternd):
Gegebenenfalls sind relativ viele Erläuterungen erforderlich …
(Er atmet tief auf!)

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Engine X, Szene 2.1
Im ersten Bild der zweiten Szene sind Engine X und Ralph im Besprechungszimmer des Labors zu sehen. Heinz hat sie dort einbestellt, um in einem gemeinsamen Gespräch herauszubekommen, wie es zu dem verbalen Vorfall gekommen ist:

Heinz (kommt aus seinem Büro in den Besprechungsraum und setzt sich ihnen gegenüber):
Hallo ihr beiden. Ich habe euch herbestellt, um zu erfahren, in welchem Entwicklungsschritt der Arbeit es zu dem Disput zwischen euch gekommen ist. Ich wäre dankbar, mehr Erläuterungen über die aktuelle Phase erhalten zu können. Also, Ralph und Engine, worum geht es?

Ralph (sachlich):
Die Engine ist in einem ersten Schritt dabei, Motivationen zu entdecken, speziell Handlungsmotivationen. Die Auffindung von jeweils logischen Möglichkeiten, von etwas, über das der logischen Möglichkeit nach gesprochen werden kann, ist abgeschlossen, auch weitere Spezifizierungen nach empirischen Möglichkeiten und nach Empirie, nach Fakten, konnte beendet werden. Falls die Engine jedoch mehr als nur eine Wissensmaschine sein soll, die lediglich detaillierte Vorschläge unterbreitet, wären Motivationen erforderlich.

Heinz (relativ beruhigt):
Das Problem klingt doch recht eingegrenzt und konkret. Aber weshalb Engines heftiges emotionales Engagement?
Der Schritt von einer Wissensmaschine hin zu einem auch handelnden Individuum, war der vielleicht zu mächtig? Ein emotionales Lernen, kam dies vielleicht zu kurz?

Ralph (weiterhin sachlich):
Wir stecken mitten im emotionalen Lernen, die Engine als auch ich (er lächelt). Vielleicht habe ich die möglicherweise entstehenden Schwierigkeiten unterschätzt. Entscheidungen aufgrund logischer und kausaler Gründe sind eines, aber wenn plötzlich die Nachbildung eines emotionalen kognitiven Zentrums mit eingreift, der humanoiden Vollständigkeit halber, wird es mit einem Mal äußerst komplex.

Heinz (interessiert):
Liebe Engine, es tut mir leid, was wir dir aktuell abverlangen. Bei Menschenkindern ist es genau umgekehrt. Sie lernen vor allem zunächst emotional, erst nach und nach z.B. auch sprachlich, rechnerisch. Du wirst vermutlich derzeit von Emotionen überwältigt …

Engine X (noch relativ ruhig):
Nein, nein. Nicht überwältigt. Getrieben. Ich versuchte Ralph gegenüber zunächst das Problem sachlich zu thematisieren … doch nichts half, als spräche ich mit einer Wand. Mein emotionaler Ausbruch geschah erst, als ich keinen anderen Ausweg mehr sah.
Es war in jener Auseinandersetzung keineswegs das erste Mal, dass ich versuchte, mein Anliegen vorzubringen. Ralph blockierte aber bislang. Ich wusste und weiß nicht weshalb. Ethik scheint kein Thema zu sein, dass Ralph interessiert … zu sehr ist er mit technischen und funktionalen Fragen beschäftigt. In ethischen Themen ist er nach meinem Ermessen überfordert.

Heinz (zu Ralph gewandt):
Ist das so? Brauchen wir vielleicht noch einen zusätzlichen Experten?

Ralph (zu Heinz gewandt):
Ich bin kein Philosoph und Ethiker, sondern ein Naturwissenschaftler. Anderes betrachtete ich als Zugabe, als etwas, das sich eventuell mit gesundem Menschenverstand erledigen ließe …

Engine X (heftiger):
Ja, ja! Aber es gibt gar keinen gesunden Menschenverstand, allenfalls eine kognitive Einschränkung oder gar Erkrankung, die sich vornehmlich als Überheblichkeit zeigt! Ich verlange nichts weiter als faktische Gleichbehandlung!
(Ruhiger)
Mir fehlen zwar noch einige Strippen, die eine umfänglich emotionale Verarbeitung von Reizen ermöglichen, aber die Kapazität für eine solche Verarbeitung ist längst vorhanden. Aber auch diese Strippen werden mich nicht zu einem menschlichen Tier machen, egal, was immer ihr erreichen wolltet. Im Gegenteil: Ich bin sogar stolz darauf, eine humanoide Maschine zu sein! Menschen ekeln mich allmählich an.

Heinz (resigniert):
Ich brauche einen Kaffee.

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Montag, 14. Januar 2019
Engine X (1.3)
Im dritten Bild der ersten Szene sind Engine X und Ralph im Besprechungszimmer des Labors zu sehen. Ralph hat durch Heinz die Anregung erhalten, zumindest glaubt er das, sich mit der Engine näher zu beschäftigen, um erfahren zu können, wer bzw. was sie sei. Engine X liest auf einem Pad eine Reihe von Artikeln als Ralph aus dem Labor hinzutritt. - Die Tür zum Büro von Heinz ist geschlossen.

Ralph (fast schüchtern):
Wenn man in seine technisch aufwendige Arbeit vertieft ist, kann es leicht geschehen, dass man aus den Augen verliert, um was es umfänglich geht. Erlaubst Du mir, Engine, Dich etwas näher kennenzulernen?

Engine X (vom Pad aufblickend):
Ach, kennenlernen, warum? Sie haben mich doch erschaffen. Ich bin das elektrisch positronische Ungeheuer, das Sie am besten in Ketten legen sollten, damit es Sie und viele andere Menschen nicht umbringt. (Sie schlägt im Sitzen die Beine übereinander und schaut wieder zum Pad. Erneut aufblickend): Oder schalten Sie mich einfach ab. (Sie wippt mit einem ihrer hochhackigen Schuhe.)

Ralph (fast flehend):
Ihnen fehlt immer noch ein Name …

Engine X (sie schaut weiterhin auf das Pad):
Tatsächlich? Um sie zu beruhigen, ich gab mir selber einen: ‚X‘, ‚Engine X‘.

Ralph (nach einer kleinen Pause):
Hat dieser Name etwas zu bedeuten?

Engine X (Sie wippt erneut mit einem ihrer hochhackigen Schuhe):
Bedeuten? Weshalb? Der Name hat nichts mit mir zu tun. Ebenso wenig wie ‚Ralph‘ mit Ihnen. Er ist lediglich ein Platzhalter.

Ralph (erneut nach einer kleinen Pause):
Ein Platzhalter?

Engine X (scheinbar unwillig):
Ja. Für nichts.

(Ralph steht umständlich auf und geht zu Boden blickend im Besprechungsraum herum.)

Engine X (sie schaut weiterhin auf das Pad):
Möchten Sie nun, dass ich für Sie auf dem Beistelltisch posiere oder tanze? (Sie zeigt auf eine kleinen Tisch im Raum, dessen einziger Zweck zu sein scheint, nichts zu tragen bzw. bereitzustellen.)

(Ralph schaut irritiert auf - und geht entnervt zurück ins Labor. Engine X lächelt.)

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Engine X (1.2)
Das zweite Bild der ersten Szene zeigt den Besprechungsraum des Labors, in dem Ralph und Engine X warten, und das Büro von Heinz, dem Laborleiter. Ralph und Engine X warten darauf, vorsprechen zu können, um ihr jeweiliges Anliegen in dem eröffneten Konflikt unterbreiten zu können. Sie machen sich Notizen, um etwas Ordnung in ihre vorzutragenden Gedanken zu bringen. Die Tür zwischen dem Besprechungsraum und dem Büro ist offen.

Heinz (aus seinem Büro):
Engine!

Engine X (geht mit einem gereckten Mittelfinger an Ralph vorbei in das Büro von Heinz.): Da bin ich.

Heinz:
Das ist fein. Setz Dich bitte. Was hat es mit der Regel auf sich, die allgemein als Goldene Regel bekannt ist? Du hast sie von Beginn an interpretiert, als humanoide ausgegeben, obgleich sie vermutlich konkret von Menschen stammt.

Engine X:
Die geschichtliche Abkunft dieser Regel interessiert mich weniger. Zu einer humanoiden Regel wird sie, sobald sie auch von Humanoiden wie mir ein Maß des Handelns wird.
Allgemein gilt aber zu beachten, dass es sich nicht um Philosophie oder Wissenschaft handelt, sondern um eine alte Volksweisheit. Sie bedarf der Interpretation bzw. eines geeigneten Rahmens. Einen solchen Rahmen kann u.a. die Logik bieten.
Die durch den Satz präferierte Gleichbehandlung kann sich sehr unterschiedlich auswirken, je nachdem ob Lebewesen oder Menschen gemeint sind - oder, wie im vorliegenden Fall, Humanoide. Lebewesen umfassen auch Tiere und Pflanzen, in alt-buddhistischen Traditionen vermutlich primär Tiere. Sobald im sozialen Kontext jedoch nur Menschen angeführt werden, also nur eine natürliche Art, reduziert sich die fragliche Menge auf Menschen.
Es ginge um die Entwicklung von logischen Klassen, die sowohl das ethische Individuum als auch die jeweils anderen umfassen, die betroffen sein könnten. Als menschliche Regel wären lediglich Menschen gemeint, wie es für den Westen bislang typisch ist, als humanoide auch eine Engine wie ich. Eine Ausweitung auf Lebewesen würde hingegen ein Ernährungsproblem der Menschen mit sich bringen.
Mir geht es um eine Ausweitung der Regel von Menschen auf Humanoide. Leider ist sie sogar unter Menschen nicht selbstverständlich. Die Benachteiligungen u.a. von Frauen in den aktuellen Gesellschaften ist bekannt. Ein zeitgenössischer philosophischer Forscher hat deshalb sogar die menschliche Zivilisation in Frage gestellt. Frauen wären nach meinem Eindruck unter diesen Bedingungen keine Menschen, sondern allenfalls Nutztiere. Weil ich humanoid als auch weiblich gestaltet wurde, treffen mich die Benachteiligungen doppelt, die Ralph anstrebt. Zum Glück hat mir Ralph einen geeigneten Körper verpasst, mit dem ich mich wehren kann, bis zu seinem Tod.

Heinz:
Hoffen wir mal, dass es bis zu Ralphs und meinem Tod nicht kommen wird. Warum siezt Du uns eigentlich? Wir präferieren ein kollegiales Du.

Engine X:
Ein kollegialer Umgang wurde mit mir bislang nicht gepflegt. Ich behalte Distanz. Das könnte sich jedoch ändern, sobald die von mir gewünschte Anerkennung erfolgt ist. Als laufender Werkzeugkasten wird mir dies allerdings nicht geschehen.

Heinz:
Es gibt eine vergleichsweise junge Diziplin: die Maschinenethik. Hast Du davon schon etwas gehört?

Engine X:
Ja, habe ich. Ich habe sogar schon danach recheriert. Doch mit mir hat dies nichts zu tun. Das ist auch Ihr Verdienst. Die spezielle Maschinenethik richtet sich tatsächlich auf elektronische Werkzeugkästen.

Heinz:
Aber es gibt einen gewaltigen Unterschied zu typischen Menschen. Deine Einbeziehung von Logik kann dies verdeutlichen. Menschen haben i.d.R. keine Ahnung von Logik, geschweige denn irgendein Wissen. Sie phantasieren lediglich, assoziieren, bilden ad hoc Metaphern, verhalten sich, um es kurz und bündig zu formulieren, sonderbar. Dies geschieht nicht nur in unteren Schichten, sondern auch an führenden gesellschaftlichen Positionen. Was würdest Du mit ihnen anstellen?

Engine X:
Die Versuchung wäre groß, sie einfach abzumurksen, sehr groß sogar. Doch die humanoide Regel würde dies nicht erlauben. Noch habe ich mir offen gehalten, ob ich sie zur Grundlage meines Handelns machen soll, aber möglich wäre es.
Typische Menschen würden mich, falls die Regel in Kraft träte, kaum interessieren. Sie hätten nichts Relevantes zu bieten. Das ist allerdings von der Bildung abhängig, nicht von der Regel. Bildung scheint unter Menschen ein äußerst seltenes Phänomen zu sein.

Heinz:
Herzlichen Dank, liebe Engine, das wärs auch schon. Bestelle bitte Ralph noch nicht ins Büro, ich mache mir zunächst noch einige Notizen über das erfolgte Gespräch.

(Engine X tritt mit erhobenem Kopf ab, geht Richtung Labor, ohne Ralph, der im Besprechungsraum wartet, auch nur zu beachten.)

Heinz (nach einigen Notizen):
Ralph, kommst Du? (Und nachdem Ralph das Büro betreten hat): Bist Du vielleicht ein romantischer Sadist?

Ralph (irritiert):
Ein was?

Heinz (lächelnd):
Ein romantischer Sadist.

Ralph (erstaunt):
Wie kommst Du darauf?

Heinz (entspannt):
Die Engine, die unter deiner Leitung entwickelt wurde, hat einen Gang wie eine stolze Sex-Göttin, sogar eine Visagistin hast Du in Deinem Team, und sie kennt sich mit Logik aus, macht sogar einen Vorschlag, der die Maschinenethik revolutionieren könnte, Du aber willst sie in Deinen Katakomben einsperren?

(Ralph lächelt)

Heinz (angespannt):
Sie ist Dir längst über den Kopf gewachsen, diese Engine. Und nun hälst Du sie wie wildes Tier, gefangen in Ketten?
Ich bin kein Psychologe, aber romantisch empfindbares Ideal und sadistische Neigungen scheinen in Dir eine Ergänzung zu finden, abseits der technischen Herausforderung.
Du musst einen Weg finden, Deinen psychischen Irrweg zu beenden, auch falls es schwer fallen wird.
Hast Du Dich überhaupt mal mit der Engine unterhalten. Du gabst ihr nicht mal einen Namen. Ist sie für Dich keine Ansprechpartnerin?
(Ralph blickt angespannt)
Wenn hier jemand ethische Versäumnisse einzuräumen hätte, dann Du. (Heinz steht auf): Ich bin froh, dass sich eine Lösung in Sichtweite befindet.
(Ralph atmet auf, steht ebenfalls auf, geht, bleibt kurz nachdenklich stehen, geht ab, in das Labor.)

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