Sonntag, 19. Februar 2017
Eine Bedingung (3)
Die Abgrenzung zur Wissenschaft will ich gar nicht vertiefen. Wahrscheinlich ist, dass kaum ein Leser etwas über wissenschaftliche Arbeit weiß, und sie auch gar nicht kennenlernen will. Sie ist sogar ein stark diversifizierter Bereich von Experten geworden, in dem fast nur noch die analytische Philosophie um allgemeine, übergreifende Ansichten ringt.
Außerhalb schwimmen Menschen hingegen einem Meer von Meinungen; dies lässt sich in den sozialen Medien leicht verfolgen, bis hin zu Äußerungen von Wut- und Kulturbürgern.
Meinungsfreiheit ist ein rechtlich wichtiges Gut in unserer Gesellschaft. Auch Wissenschaftler und Philosophen sind darauf angewiesen, spätestens sobald sie ihre jeweiligen Arbeitsbereiche verlassen, falls dies rechtlich überhaupt eine Rolle spielt. Ich muss eingestehen, dass ich als Literat von bürgerlichen Rechten konkret kaum eine Ahnung habe.
Dennoch formuliere ich einen relativ kurzen Zusatz: die Formulierung ‚logisch möglich‘ könnte zu unliebsamen Missverständnissen führen. Logisch möglich sind Sätze, wie viele oder wenige Worte diese auch umfassen, die widerspruchsfrei geäußerten werden können. Wenn die sprachliche Annahme eines sprechenden Butts nicht zu Widersprüchen in einem Text führt, ist die Annahme einer Existenz möglich. Sie bliebe allerdings konzeptionell.

Die Menge an logisch möglichen Sachverhalten ist weitaus größer als die Menge der empirisch möglichen. Veranschaulichen ließe sich dies durch ein verschachteltes Mengenbild: Der größte Kreis würde all die Sachverhalte umfassen, über die widerspruchsfrei gesprochen werden kann. Darin läge ein sehr viel kleinerer Kreis der sich speziell auf empirisch mögliche Sachverhalte konzentrierte, die naturwissenschaftlich unter den Bedingungen der Erde möglich sind. Und ein klitzekleiner Fliegenschiss innerhalb dieses Kreises, kaum zu erkennen, umfasste die entstandene Empirie. Alles zusammen könnte die literarisch relevante Wirklichkeit ausmachen - und all der ‚unsägliche‘ Sinn/Unsinn, der typischerweise durch Meinungsäußerungen verzapft wird.
Es gibt jedoch, darauf ist zum Schluss noch hinzuweisen, ein weiteres mögliches Problem, das speziell in der Physik entdeckt wurde und bis in die Logik reicht. Wenn mikroskopisch kleine Teilchen an zwei verschiedenen Stellen gleichzeitig sein können, wie beobachtet wurde, dann könnten sich Aussagen über ihren Aufenthaltsort, obgleich gemessen wurde, aus logischer Perspektive widersprechen. Eine Lösung könnte eventuell eine dreiwertige, nicht-klassisch Logik bereithalten, in der zu den Werten ‚richtig‘ und ‚falsch‘ eine ‚Nicht-Entscheidbarkeit‘ käme.

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