Freitag, 14. April 2017
Die Durchführung II (11)
mark ammern, 17:48h
Es ist eventuell deutlich geworden, dass ich im Rahmen meines Konzepts nicht auf Vergleiche mit der Wirklichkeit verzichten kann, besonders wenn künstlerische Literatur aus methodischen Gründen nichts mit Empirie zu tun hat. Wie aber wären dann Vergleiche möglich, zumal für unwissenschaftliche Leser? Die Empirie wäre relativ vielen Menschen verschlossen.
Die von Menschen erfahrbare Wirklichkeit umfasst zum Glück weitaus mehr als nur methodisch diffizil erzeugte Empirie. Unter Berücksichtigung einer literarischen Ausdruckskomponente, die primär, nicht ausschließlich, emotional erzeugt wird, ließe sich in den Arbeitsweisen sogar ein Gegensatz zwischen künstlerischer und wissenschaftlicher Literatur herstellen. Dieser Unterschied gäbe mir erst die Betätigungsbereiche von Literaten frei: Die ausdruckshafte Schilderung von singulären Ereignissen.
Doch wie könnte sich eine ausdruckshafte Schilderung sprachlich auswirken? Die von mir eingebrachte emotionale Komponente erschwert eine Beschreibung. Grundsätzlich ist vor konventionellen, gleichsam phänomenischen Geschichten zu warnen, die über jede Wirklichkeit hinweg erzählt werden, z.B. von der inzwischen alten Frankfurter Schule, als ginge es um Relationen zwischen Sprache und nicht-sprachlicher Wirklichkeit, die mit Worten ‚Gleichheit‘ oder ‚Ähnlichkeit‘ fassbar wären. Sprache kann auch durch Ausdruck nicht in eine relevante Relation gebracht werden. Sprache, gleichgültig wie sie beschaffen sein mag, bleibt einfach different. Eine logische Struktur wäre ansonsten nicht möglich, auch falls man einen Sprachbildungsprozess darauf ausrichtete. Worte ‚Gleichheit‘ oder ‚Ähnlichkeit‘ beschreiben lediglich Assoziationen ohne theoretischen Wert.
Fragen ließe sich aber, wie es zu der populär gewordenen Fehleinschätzung kommen konnte? Die phänomenische Ausrichtung ist umgangssprachlich angelegt, wie eine Gleichsetzung von Äpfeln mit Birnen, oder die Abgrenzung von Kultur und Natur. Eine angemessene Beschreibung hätte auf die Schilderung von singulären Ereignissen einzugehen, Assoziationen wären durchaus möglich, aber relativ beliebig. Die primäre Faszination gälte wohl der sprachlichen Herausarbeitung einer Singularität, mit welchen konkreten Mitteln auch immer.
Die von Menschen erfahrbare Wirklichkeit umfasst zum Glück weitaus mehr als nur methodisch diffizil erzeugte Empirie. Unter Berücksichtigung einer literarischen Ausdruckskomponente, die primär, nicht ausschließlich, emotional erzeugt wird, ließe sich in den Arbeitsweisen sogar ein Gegensatz zwischen künstlerischer und wissenschaftlicher Literatur herstellen. Dieser Unterschied gäbe mir erst die Betätigungsbereiche von Literaten frei: Die ausdruckshafte Schilderung von singulären Ereignissen.
Doch wie könnte sich eine ausdruckshafte Schilderung sprachlich auswirken? Die von mir eingebrachte emotionale Komponente erschwert eine Beschreibung. Grundsätzlich ist vor konventionellen, gleichsam phänomenischen Geschichten zu warnen, die über jede Wirklichkeit hinweg erzählt werden, z.B. von der inzwischen alten Frankfurter Schule, als ginge es um Relationen zwischen Sprache und nicht-sprachlicher Wirklichkeit, die mit Worten ‚Gleichheit‘ oder ‚Ähnlichkeit‘ fassbar wären. Sprache kann auch durch Ausdruck nicht in eine relevante Relation gebracht werden. Sprache, gleichgültig wie sie beschaffen sein mag, bleibt einfach different. Eine logische Struktur wäre ansonsten nicht möglich, auch falls man einen Sprachbildungsprozess darauf ausrichtete. Worte ‚Gleichheit‘ oder ‚Ähnlichkeit‘ beschreiben lediglich Assoziationen ohne theoretischen Wert.
Fragen ließe sich aber, wie es zu der populär gewordenen Fehleinschätzung kommen konnte? Die phänomenische Ausrichtung ist umgangssprachlich angelegt, wie eine Gleichsetzung von Äpfeln mit Birnen, oder die Abgrenzung von Kultur und Natur. Eine angemessene Beschreibung hätte auf die Schilderung von singulären Ereignissen einzugehen, Assoziationen wären durchaus möglich, aber relativ beliebig. Die primäre Faszination gälte wohl der sprachlichen Herausarbeitung einer Singularität, mit welchen konkreten Mitteln auch immer.
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Die Durchführung II (10)
mark ammern, 17:47h
Mit der Orientierung an Erkenntnissen im Sprachbildungsprozess kommt ein weiteres Element im literarischen Konzept hinzu. Bislang, im Kontext von Metaphern, war allgemein nur von einem Spiel und, außer von einem Bild-, von einem möglichen Theoriewert die Rede. Erkenntnisse einzubringen, stellt jedoch relativ hohe Anforderungen, die weit über eine bürgerlich erwartbare Nettigkeit und Schönheit hinausgehen.
Ließe sich die Formulierung ‚erforderliche Erkenntnisse‘ konkreter fassen? Und hätte ein literarischer Autor auch ein wissenschaftlicher Forscher zu sein? Was fiele unter ‚Wissenschaft‘? Auch die Arbeit eines empirischen Kulturwissenschaftlers, der im Auftrag von Politik oder Medien eine Studie anfertigt, unter der besonderen Berücksichtigung, was aktuell als Kultur unter den Befragten und seinen Auftraggebern gilt? Ist denn die Wissenschaft, im Zusammenhang mit erlangbaren Aufträgen, längst eine willige Hure?
Ist man als Literat nicht darauf ausgerichtet, die empirische Wirklichkeit nachzuahmen, eine Nachahmung würde sich aus methodischer Sicht ohnehin nur auf eine empirisch mögliche Wirklichkeit beziehen können, sogar dann, wenn allgemein bekannte Ereignisse geschildert werden, sind einige der Fragen unangemessen gestellt! Mit der Empirie hat die Literatur gar nichts zu tun, allenfalls mit einer empirisch möglichen. Auch falls man als Literat anderes glaubt.
Nutzt man hingegen den literarisch möglichen Freiraum, und zwar aktiv, lässt sich z.B. eine Wirklichkeit beschreiben, die Fragen beantwortet, auch solche, die niemand gestellt hat. Der erste Brief aus „Eros im Mailverkehr“, einer Briefprosa, endet mit den Worten: „Mich gibt es auf Film, auch spüre ich die Blicke anderer an jeweils unterschiedlichen Stellen meines Gesichts, mich gibt es aber nicht vor meinem Blick. Ich glaube, es wäre nicht bei Haarrissen geblieben.“ Zuvor hatte der Briefeschreiber bereits von seinen außergewöhnlichen Schwierigkeiten im Umgang mit der Kamera erzählt.
Thematisiert wird eine Unmöglichkeit, sich selber zu erfassen, ohne sich, vorsichtig formuliert, radikal zu verändern. Der Briefeschreiber ist ein Tänzer (Modern Dance), wie sich allerdings erst viel später herausstellt; zum Verständnis der Worte ist dieser Hinweis jedoch sekundär. Sachlich und im Vergleich wendet sich die Passage gegen ein gesellschaftliches Geplauder über menschliches Selbstbewusstsein, allerdings nur in logisch möglicher und skurriler Form.
Literatur:
Ammern, M., 2013, Eros im Mailverkehr, Duisburg.
Ließe sich die Formulierung ‚erforderliche Erkenntnisse‘ konkreter fassen? Und hätte ein literarischer Autor auch ein wissenschaftlicher Forscher zu sein? Was fiele unter ‚Wissenschaft‘? Auch die Arbeit eines empirischen Kulturwissenschaftlers, der im Auftrag von Politik oder Medien eine Studie anfertigt, unter der besonderen Berücksichtigung, was aktuell als Kultur unter den Befragten und seinen Auftraggebern gilt? Ist denn die Wissenschaft, im Zusammenhang mit erlangbaren Aufträgen, längst eine willige Hure?
Ist man als Literat nicht darauf ausgerichtet, die empirische Wirklichkeit nachzuahmen, eine Nachahmung würde sich aus methodischer Sicht ohnehin nur auf eine empirisch mögliche Wirklichkeit beziehen können, sogar dann, wenn allgemein bekannte Ereignisse geschildert werden, sind einige der Fragen unangemessen gestellt! Mit der Empirie hat die Literatur gar nichts zu tun, allenfalls mit einer empirisch möglichen. Auch falls man als Literat anderes glaubt.
Nutzt man hingegen den literarisch möglichen Freiraum, und zwar aktiv, lässt sich z.B. eine Wirklichkeit beschreiben, die Fragen beantwortet, auch solche, die niemand gestellt hat. Der erste Brief aus „Eros im Mailverkehr“, einer Briefprosa, endet mit den Worten: „Mich gibt es auf Film, auch spüre ich die Blicke anderer an jeweils unterschiedlichen Stellen meines Gesichts, mich gibt es aber nicht vor meinem Blick. Ich glaube, es wäre nicht bei Haarrissen geblieben.“ Zuvor hatte der Briefeschreiber bereits von seinen außergewöhnlichen Schwierigkeiten im Umgang mit der Kamera erzählt.
Thematisiert wird eine Unmöglichkeit, sich selber zu erfassen, ohne sich, vorsichtig formuliert, radikal zu verändern. Der Briefeschreiber ist ein Tänzer (Modern Dance), wie sich allerdings erst viel später herausstellt; zum Verständnis der Worte ist dieser Hinweis jedoch sekundär. Sachlich und im Vergleich wendet sich die Passage gegen ein gesellschaftliches Geplauder über menschliches Selbstbewusstsein, allerdings nur in logisch möglicher und skurriler Form.
Literatur:
Ammern, M., 2013, Eros im Mailverkehr, Duisburg.
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Die Durchführung II (9)
mark ammern, 17:43h
Doch nicht nur die semantische Wortbildung kann einer künstlerischen Formung unterliegen, auch die Grammatik. Ibbotson und Tomasello haben Anfang 2017 den sprachwissenschaftlichen Zerfall der Universalgrammatik von Chomsky nachgezeichnet (vgl. Ibbotson, P., Tomasello, M., 2017). Ein Nachweis des Vorhandenseins grammatischer Universale in den Genen oder in Gehirnen konnte niemals erbracht werden. Zweifel regten sich bereits früh, z.B. von Quine, einem primär analytisch arbeitenden Philosophen, gerade deshalb wäre es unangemessen, nun von einem neuen, entwicklungstheoretisch gepägtem Bild zu sprechen.
Manchem Leser werden grammatische Eigenheiten in einem Text eventuell als grob erscheinen, weil sie viel umfangreicher aufzutreten hätten, durchgängiger, als die eine oder andere semantische Besonderheit bzw. Eskapade. Eine grammatische Variation könnte ein Merkmal von Figuren sein, sogar die von Erzählern. In zwei Fällen habe ich z.B. auf sogenannte Fugenlaute verzichtet, ein im Grunde harmoses Verhalten, in dem Gedichtband „Die Crux des Tänzers“ als auch bei einer Figur aus der Prosa „Siechenhaus“, bei der unbenannten Frau, die für die Öffentlichkeitsarbeit der besuchten Klinik zuständig war. Fugenlaute dienen lediglich einer leichteren (‚schöneren‘) Aussprache, ansonsten sind sie vollkommen zweckfrei bzw. funktionslos.
Ein grammatisches Engagement in der künstlerischen Literatur kann allerdings die Lesbarkeit beeinflussen. Falls es jemanden interessiert: Ich würde in einem solchen Fall vom Lesen abraten und dafür plädieren, eventuell Bonbons zu lutschen, auch auf die Gefahr hin, später einen Arzt konsultieren zu müssen.
Anspruchsvolle Literatur ist tatsächlich nur etwas für Minderheiten, und diese sind sogar noch arg zerstritten. Dass stattdessen Games immer mehr Liebhaber finden, ist durchaus kein Wunder.
Literatur:
Ammern, M., 2013, Die Crux des Tänzers, Duisburg.
Ammern, M., 2014, Siechenhaus, Duisburg.
Ibbotson, P., Tomasello, M., 2017, Ein neues Bild der Sprache, Spektrum der Wissenschaft (http://www.spektrum.de/news/kritik-an-der-universalgrammatik-von-chomsky/1439388).
Manchem Leser werden grammatische Eigenheiten in einem Text eventuell als grob erscheinen, weil sie viel umfangreicher aufzutreten hätten, durchgängiger, als die eine oder andere semantische Besonderheit bzw. Eskapade. Eine grammatische Variation könnte ein Merkmal von Figuren sein, sogar die von Erzählern. In zwei Fällen habe ich z.B. auf sogenannte Fugenlaute verzichtet, ein im Grunde harmoses Verhalten, in dem Gedichtband „Die Crux des Tänzers“ als auch bei einer Figur aus der Prosa „Siechenhaus“, bei der unbenannten Frau, die für die Öffentlichkeitsarbeit der besuchten Klinik zuständig war. Fugenlaute dienen lediglich einer leichteren (‚schöneren‘) Aussprache, ansonsten sind sie vollkommen zweckfrei bzw. funktionslos.
Ein grammatisches Engagement in der künstlerischen Literatur kann allerdings die Lesbarkeit beeinflussen. Falls es jemanden interessiert: Ich würde in einem solchen Fall vom Lesen abraten und dafür plädieren, eventuell Bonbons zu lutschen, auch auf die Gefahr hin, später einen Arzt konsultieren zu müssen.
Anspruchsvolle Literatur ist tatsächlich nur etwas für Minderheiten, und diese sind sogar noch arg zerstritten. Dass stattdessen Games immer mehr Liebhaber finden, ist durchaus kein Wunder.
Literatur:
Ammern, M., 2013, Die Crux des Tänzers, Duisburg.
Ammern, M., 2014, Siechenhaus, Duisburg.
Ibbotson, P., Tomasello, M., 2017, Ein neues Bild der Sprache, Spektrum der Wissenschaft (http://www.spektrum.de/news/kritik-an-der-universalgrammatik-von-chomsky/1439388).
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Mittwoch, 12. April 2017
Die Durchführung II (8)
mark ammern, 13:49h
Ein zentrales Problem bei der Anfertigung von künstlerischen Sprachprodukten bietet die Umgangssprache, die der Duden in mehreren Bänden breitflächig dokumentierte. Mit dem Wort ‚Umgangssprache‘ beziehe ich mich auf alle Formen, die gesellschaftlich von Relevanz sind, gleichgültig ob sie als ‚Hochformen‘ etabliert wurden, oder lediglich regional nachweisbar sind. Sprachlich ist die Unterscheidung unerheblich, weil sie lediglich auf Konventionen beruht. Wissenschaftlich als auch künstlerisch sind aber keine sozialen Konventionen interessant, sondern Argumente und Einfallsreichtum. Otto Neurath hatte auf die erforderliche Eigenleistung hingewiesen: „Wie Schiffer sind wir, die ihr Schiff auf offener See umbauen müssen, ohne es jemals in einem Dock zerlegen und aus besten Bestandteilen neu errichten zu können.“ (Vgl. Neurath, O., 1932/33, S.206.) Sprache ist zwar sozial entstanden, deshalb muss sie jedoch nicht geheiligt und angebetet werden, noch wäre eine wissenschaftliche Ideal-Sprache bildbar.
Aus dichterischer Perspektive hatte Ingeborg Bachmann mit der Umgangssprache gehadert. In ihren „Frankfurter Vorlesungen“ gab sie kund: „Das Vertrauensverhältnis zwischen Ich und Sprache und Ding ist schwer erschüttert.“ (Vgl. Bachmann, I., 1982, S.12.) Auch sie präferierte sprachlich eine alternative Ausrichtung: „Mit einer neuen Sprache wird der Wirklichkeit immer dort begegnet, wo ein moralischer, erkenntnishafter Ruck geschieht, und nicht, wo man versucht, die Sprache an sich neu zu machen“ (vgl. ebd. S.16.)
Neuraths als auch Bachmanns Orientierungen setzen sich (a) von konzeptionellen Sprach-Idealen ab, (b) von der land- bzw. stadtläufigen Umgangssprache.
Ich möchte dazu ein simples Beispiel anführen: umgangssprachlich ist es üblich, Sprache als auch Dinge etwas bedeuten zu lassen. Eine sprachliche Bedeutung ist in vielen Fällen nichts weiter als die Erläuterung eines Bezugs, falls ein Bezug vorliegt. Dinge können sich jedoch nicht auf etwas beziehen, sie haben allenfalls eine Relevanz, z.B. eine kausale oder assoziative. Dinge sind nicht in logische Relationen verwickelt, sondern in kausale, Worte hingegen primär in logische. Einander widersprechende Angaben in einem Text würde kein philosophischer Essay, allerdings auch keine Dichtung vertragen.
Literatur:
Bachmann, I., 1982, Frankfurter Vorlesungen: Probleme zeitgenössischer Dichtung, München / Zürich.
Neurath, O., 1932/33, Protokollsätze, in: Erkenntnis, Band 3, 1932/33.
Aus dichterischer Perspektive hatte Ingeborg Bachmann mit der Umgangssprache gehadert. In ihren „Frankfurter Vorlesungen“ gab sie kund: „Das Vertrauensverhältnis zwischen Ich und Sprache und Ding ist schwer erschüttert.“ (Vgl. Bachmann, I., 1982, S.12.) Auch sie präferierte sprachlich eine alternative Ausrichtung: „Mit einer neuen Sprache wird der Wirklichkeit immer dort begegnet, wo ein moralischer, erkenntnishafter Ruck geschieht, und nicht, wo man versucht, die Sprache an sich neu zu machen“ (vgl. ebd. S.16.)
Neuraths als auch Bachmanns Orientierungen setzen sich (a) von konzeptionellen Sprach-Idealen ab, (b) von der land- bzw. stadtläufigen Umgangssprache.
Ich möchte dazu ein simples Beispiel anführen: umgangssprachlich ist es üblich, Sprache als auch Dinge etwas bedeuten zu lassen. Eine sprachliche Bedeutung ist in vielen Fällen nichts weiter als die Erläuterung eines Bezugs, falls ein Bezug vorliegt. Dinge können sich jedoch nicht auf etwas beziehen, sie haben allenfalls eine Relevanz, z.B. eine kausale oder assoziative. Dinge sind nicht in logische Relationen verwickelt, sondern in kausale, Worte hingegen primär in logische. Einander widersprechende Angaben in einem Text würde kein philosophischer Essay, allerdings auch keine Dichtung vertragen.
Literatur:
Bachmann, I., 1982, Frankfurter Vorlesungen: Probleme zeitgenössischer Dichtung, München / Zürich.
Neurath, O., 1932/33, Protokollsätze, in: Erkenntnis, Band 3, 1932/33.
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Dienstag, 21. März 2017
Die Durchführung (7)
mark ammern, 15:24h
Was aber ließe sich mittels eines Wortes ‚irrational‘ beurteilen, wenn grundsätzlich alle logisch möglichen Gegenstände, Figuren und Ereignisse, also alles, was kohärent beschreibbar wäre, zur literarischen Wirklichkeit gehören kann?
Die Differenzierung in logisch und empirisch mögliche Sachverhalte bietet einen ersten Hinweis. Nur logisch Mögliches wäre auf eine konzeptionelle Existenz beschänkt, z.B. auf eine bildhafte oder eine, mit der sich astronomisch rechnen ließe. Aber weil ca. 95% des physikalischen Universums uns - Berechnungen nach -, unbekannt ist bzw. sind, wäre durchaus Vorsicht geboten. Für diese Menge an Physikalischem fehlt es typischen Menschen entweder an Wahrnehmungsorganen, oder es gibt diese Menge nicht.
Falls nur 5% von einer literarischen Arbeit Lesern bekannt wäre, was würde man diesen Menschen an Beurteilungen zutrauen? Ich schätze: so gut wie keine, die auch nur annähernd von Relevanz sein könnten. Die Menschheit dümpelte im Fall der Physik, um dies gesondert hervorzuheben, weiterhin durch eine Steinzeit des Wissens.
Die bloß konzeptionelle Existenz von z.B. historisch beschriebenen Geistern, Göttern und Idealen bliebe allerdings erhalten, auch innerhalb der jetzigen Zeit. Rückfälle, mit denen solche angenommenen Wesen eine andere als bloß konzeptionelle Existenz zugesprochen würde, ließen sich als irrational beurteilen.
Die Differenzierung in logisch und empirisch mögliche Sachverhalte bietet einen ersten Hinweis. Nur logisch Mögliches wäre auf eine konzeptionelle Existenz beschänkt, z.B. auf eine bildhafte oder eine, mit der sich astronomisch rechnen ließe. Aber weil ca. 95% des physikalischen Universums uns - Berechnungen nach -, unbekannt ist bzw. sind, wäre durchaus Vorsicht geboten. Für diese Menge an Physikalischem fehlt es typischen Menschen entweder an Wahrnehmungsorganen, oder es gibt diese Menge nicht.
Falls nur 5% von einer literarischen Arbeit Lesern bekannt wäre, was würde man diesen Menschen an Beurteilungen zutrauen? Ich schätze: so gut wie keine, die auch nur annähernd von Relevanz sein könnten. Die Menschheit dümpelte im Fall der Physik, um dies gesondert hervorzuheben, weiterhin durch eine Steinzeit des Wissens.
Die bloß konzeptionelle Existenz von z.B. historisch beschriebenen Geistern, Göttern und Idealen bliebe allerdings erhalten, auch innerhalb der jetzigen Zeit. Rückfälle, mit denen solche angenommenen Wesen eine andere als bloß konzeptionelle Existenz zugesprochen würde, ließen sich als irrational beurteilen.
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Samstag, 18. März 2017
Die Durchführung (6)
mark ammern, 11:06h
Der Einbezug logischer Möglichkeiten kann den Blick auf die historisch entstandene Literatur der Romantik verändern, besonders auf Präferierungen von skurrilen Figuren, scheinbar formlosen Gestaltungen und dem Bemühen, unkonventionelle Ereignisse schriftlich zu erfassen.
Es gäbe aber keinen Weg zurück! Die Perspektive würde sich nur aus einer wissenschaftlichen Sicht ergeben, die der Logik überhaupt einen Platz einräumt, nicht einmal in ‚Rationalität‘ aufgehen lässt, die sich primär auf ein Handeln bezöge und kausal zu untersuchen wäre, auch nicht unter ‚Phantastik‘ bzw. ‚Fantasy‘ in eine Irrationalität abgleitete, die der heutigen Genre-Literatur nahe käme. Mir ist aus jener Zeitspanne nur Lewis Carroll bekannt, der als Autor und Mathematiker gegen solche irrationalen Versuchungen immun war.
Dieter E. Zimmer hat sich 1980 in einer Rezension anlässlich von Neuausgaben mit ‚Alice im Wunderland‘ beschäftigt. Eine Frage nach logischen Möglichkeiten kam erst gar nicht auf. Er setzte in seinem Text mit dem Kartenkönig an, der das Nicht-Vorhandenseins eines Sinns in einem verlesenen Gedicht mit der Bemerkung kommentierte, dann auch keinen suchen zu müssen.
Zimmer formulierte einen Einwand: „Doch mit dem Nonsens verhält es sich so: Je reiner und haltloser er ist, je befreiter die Phantasie, desto beliebiger und öder wirkt er auch; die freie Assoziation ist allenfalls noch von klinischem Interesse. Nur jene Phantastik kann auf größeres Einverständnis hoffen, die eine untergründige Liaison zur Rationalität und zum Rationalitätsprinzip unterhält.“ (Vgl. Zimmer, D. E., 1980) Er nimmt die Logik nicht einmal zur Kenntnis, geht direkt über zu einer eingeschränkten Rationalität, wie sie z.B. innerhalb der älteren Ökonomie bekannt war und noch vertreten wird.
Man könnte es als großes Glück betrachten, dass Zimmer den Buchtext nicht vollkommen aus den Augen verlor. Ihn interessierte immerhin die literarisch angelegte soziale Entwicklung von Alice: „Sie hat erfahren, daß sie in dem Konzert der Unsinnigkeiten sich selber vertrauen muß und nur sich selber vertrauen kann.“ (Vgl. ebd.)
Die Konzentration auf die Figur kann freilich auch den vermuteten Lesern der Rezension geschuldet sein. Es ließen sich jedoch begründbare Zweifel anhand der einzigen Textpassage formulieren, in der überhaupt relevante Worte auftauchen: „Entweder sind sie [die Sprüche, der Autor] von einer irritierenden wörtlichen Logik, oder sie sind von einer irritierenden sprunghaften Unlogik - in jedem Fall gibt es ihre normale Verständigungsebene nicht mehr.“ (Vgl. ebd.) Eine ‚normale Verständigungsebene‘, das wird durch Lewis Carroll literarisch offengelegt, gibt es überhaupt nicht, allenfalls eine Umgangssprache. ‚Alice im Wunderland‘ ließe sich, dies sei abschließend hervorgehoben, aber als eine Sprachkritik lesen.
Literatur
Zimmer, D. E., 1980, Lewis Carroll: Alice im Wunderland (http://www.zeit.de/1980/19/alice-im-wunderland/komplettansicht)
Es gäbe aber keinen Weg zurück! Die Perspektive würde sich nur aus einer wissenschaftlichen Sicht ergeben, die der Logik überhaupt einen Platz einräumt, nicht einmal in ‚Rationalität‘ aufgehen lässt, die sich primär auf ein Handeln bezöge und kausal zu untersuchen wäre, auch nicht unter ‚Phantastik‘ bzw. ‚Fantasy‘ in eine Irrationalität abgleitete, die der heutigen Genre-Literatur nahe käme. Mir ist aus jener Zeitspanne nur Lewis Carroll bekannt, der als Autor und Mathematiker gegen solche irrationalen Versuchungen immun war.
Dieter E. Zimmer hat sich 1980 in einer Rezension anlässlich von Neuausgaben mit ‚Alice im Wunderland‘ beschäftigt. Eine Frage nach logischen Möglichkeiten kam erst gar nicht auf. Er setzte in seinem Text mit dem Kartenkönig an, der das Nicht-Vorhandenseins eines Sinns in einem verlesenen Gedicht mit der Bemerkung kommentierte, dann auch keinen suchen zu müssen.
Zimmer formulierte einen Einwand: „Doch mit dem Nonsens verhält es sich so: Je reiner und haltloser er ist, je befreiter die Phantasie, desto beliebiger und öder wirkt er auch; die freie Assoziation ist allenfalls noch von klinischem Interesse. Nur jene Phantastik kann auf größeres Einverständnis hoffen, die eine untergründige Liaison zur Rationalität und zum Rationalitätsprinzip unterhält.“ (Vgl. Zimmer, D. E., 1980) Er nimmt die Logik nicht einmal zur Kenntnis, geht direkt über zu einer eingeschränkten Rationalität, wie sie z.B. innerhalb der älteren Ökonomie bekannt war und noch vertreten wird.
Man könnte es als großes Glück betrachten, dass Zimmer den Buchtext nicht vollkommen aus den Augen verlor. Ihn interessierte immerhin die literarisch angelegte soziale Entwicklung von Alice: „Sie hat erfahren, daß sie in dem Konzert der Unsinnigkeiten sich selber vertrauen muß und nur sich selber vertrauen kann.“ (Vgl. ebd.)
Die Konzentration auf die Figur kann freilich auch den vermuteten Lesern der Rezension geschuldet sein. Es ließen sich jedoch begründbare Zweifel anhand der einzigen Textpassage formulieren, in der überhaupt relevante Worte auftauchen: „Entweder sind sie [die Sprüche, der Autor] von einer irritierenden wörtlichen Logik, oder sie sind von einer irritierenden sprunghaften Unlogik - in jedem Fall gibt es ihre normale Verständigungsebene nicht mehr.“ (Vgl. ebd.) Eine ‚normale Verständigungsebene‘, das wird durch Lewis Carroll literarisch offengelegt, gibt es überhaupt nicht, allenfalls eine Umgangssprache. ‚Alice im Wunderland‘ ließe sich, dies sei abschließend hervorgehoben, aber als eine Sprachkritik lesen.
Literatur
Zimmer, D. E., 1980, Lewis Carroll: Alice im Wunderland (http://www.zeit.de/1980/19/alice-im-wunderland/komplettansicht)
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Donnerstag, 16. März 2017
Die Durchführung (5)
mark ammern, 10:58h
Logische Fragen sind allerdings auch in der Literatur andere, als ich demonstriert habe. Lewis Carroll (Alice im Wunderland; Alice hinter den Spiegeln) hätte darüber erzählen können. Und obwohl die Logik abstrakter ist, als es manchem lieb sein kann - nichts zu schnüffeln und zu erschmäckeln -, kann ihre Anwendung zu Mechanismen führen, die sich literarisch eventuell vermeiden lassen. Eine mögliche Absehbarkeit von Verläufen könnte dazugehören, wenngleich Verläufe primär kausal zu untersuchen wären, nicht logisch.
Ich stand bei der Konzeptionierung von „Papageno in Parga“ (vgl. Ammern, Mark, 2013) vor dem logischen Problem, die Entwicklung einer traditionellen Geschichte vermeiden zu wollen, die Figur Robert ‚zwei Seiten einer Medaille‘ erzählen zu lassen, (a) in Parga, einem Küstenort in Nordwestgriechenland, in der Nähe des Acheron, (b) in Essen an der Ruhr, wo er als Bariton angestellt war. Beide Passagen sollten nach einer Erkrankung der persönlichen / figürlichen Recherche dienen. Sie hätte jedoch zur gleichen Zeit an unterschiedlichen Orten stattfinden müssen. Die Chance, die Ruhr und den Acheron durch die Konstellation einander nahe zu bringen, empfand ich als Autor besonders pikant.
Eine schlichte Lösung des logischen Problems erläutert der Verlag durch die Vokabel ‚Ergänzung‘, doch könnte eine solche Ergänzung logisch möglich sein, die gleichzeitig an unterschiedlichen Orten erfolgt?
Durch eine Veränderung der literarischen Bedingungen! Die einfache, fast kindliche Frage, was wäre wenn bzw. falls … ändert alles Relevante. Die Passage über den Aufenthalt in Parga wird unter der Voraussetzung erzählt, dass dort ein Erholungsurlaub unternommen wird, die Passage über das Verbleiben in Essen hingegen unter der Voraussetzung, dass eine eventuelle Genesung an der Ruhr erfolgt. Eine übliche Geschichte kann auf diese Weise nicht entstehen, aber das war auch gar nicht beabsichtigt.
Diese Lösung lässt den Text empirische Möglichkeiten unter verschiedenen Bedingungen beschreiben und ist abstrakt genug, um akzeptabel sein zu können, allerdings auch derart abstrakt, dass sie im Buch nicht auftauchen kann. Fragen nach einer Buchkonzeption bleiben außerhalb der ‚Novelle‘. Dem erzählenden Bariton Robert wäre eine solche Konzeption vermutlich ohnehin redundant vorgekommen.
Literatur
Ammern, Mark, 2013, Papageno in Parga, eBook, Duisburg.
Ich stand bei der Konzeptionierung von „Papageno in Parga“ (vgl. Ammern, Mark, 2013) vor dem logischen Problem, die Entwicklung einer traditionellen Geschichte vermeiden zu wollen, die Figur Robert ‚zwei Seiten einer Medaille‘ erzählen zu lassen, (a) in Parga, einem Küstenort in Nordwestgriechenland, in der Nähe des Acheron, (b) in Essen an der Ruhr, wo er als Bariton angestellt war. Beide Passagen sollten nach einer Erkrankung der persönlichen / figürlichen Recherche dienen. Sie hätte jedoch zur gleichen Zeit an unterschiedlichen Orten stattfinden müssen. Die Chance, die Ruhr und den Acheron durch die Konstellation einander nahe zu bringen, empfand ich als Autor besonders pikant.
Eine schlichte Lösung des logischen Problems erläutert der Verlag durch die Vokabel ‚Ergänzung‘, doch könnte eine solche Ergänzung logisch möglich sein, die gleichzeitig an unterschiedlichen Orten erfolgt?
Durch eine Veränderung der literarischen Bedingungen! Die einfache, fast kindliche Frage, was wäre wenn bzw. falls … ändert alles Relevante. Die Passage über den Aufenthalt in Parga wird unter der Voraussetzung erzählt, dass dort ein Erholungsurlaub unternommen wird, die Passage über das Verbleiben in Essen hingegen unter der Voraussetzung, dass eine eventuelle Genesung an der Ruhr erfolgt. Eine übliche Geschichte kann auf diese Weise nicht entstehen, aber das war auch gar nicht beabsichtigt.
Diese Lösung lässt den Text empirische Möglichkeiten unter verschiedenen Bedingungen beschreiben und ist abstrakt genug, um akzeptabel sein zu können, allerdings auch derart abstrakt, dass sie im Buch nicht auftauchen kann. Fragen nach einer Buchkonzeption bleiben außerhalb der ‚Novelle‘. Dem erzählenden Bariton Robert wäre eine solche Konzeption vermutlich ohnehin redundant vorgekommen.
Literatur
Ammern, Mark, 2013, Papageno in Parga, eBook, Duisburg.
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Dienstag, 14. März 2017
Die Durchführung (4)
mark ammern, 10:12h
Doch wäre eine überprüfbare Logik von Texten nicht etwas Hemmendes, praktisch ein Laufstall, der allenfalls wankenden Kleinkindern etwas Sicherheit bieten könnte - bevor Sie dennoch immer wieder umfallen?
Der Vergleich wäre unangemessen. Eine sprachliche Logik ließe allenfalls eine Beuteilung von Aussagen über ein Kleinkindverhalten zu. Empirisch unmöglich wäre ein Schweben des Kindes, logisch möglich wäre dies durchaus, aber das Kind könnte sich nicht gleichzeitig nach links und rechts bewegen, auch nicht schwebend.
Das zentrale Problem mit dem Vergleich ist die Perspektive: die Fesseln der sinnlichen Wahrnehmung; diese Fesseln haben jedoch mit Logik nichts gemein. Logisch ginge es vordringlich um eventuell mögliche widersprüchliche Angaben.
Widersprüche können freilich thematisiert und kommunikativ ausgefochten werden, auch innerhalb der Literatur. Z.B. ließe sich fragen, ob es den jeweiligen Kontrahenten, als was auch immer, tatsächlich gibt. Ein Nicht-Sein muss aus logischer Sicht nicht stören, solange die Annahme nicht anderen relevanten widerspricht. Diese menschlich naheliegende und einfache Denunziation eines Gegners als nicht-existent ließe sich allerdings nur so lange aufrechterhalten, bis er zu schlagen und zu prügeln beginnt, um sich physisch bemerkbar zu machen.
Gesellschaftlich wäre es allerdings nicht schicklich, eine körperliche Auseinandersetzung zu provozieren. Viel erhabener ließe sich ein schlichtes Übersehen von möglichen Gegnern gestalten. Der logischen Möglichkeit nach sind jeweilige Dämonen durch Nicht-Beachtung und ein typisches Fliegenabwehrverhalten verscheuchbar - oder auch nicht.
Zu demonstrieren war, dass sprachliche Logik menschlich durchaus nicht unbekannt ist und zu sonderbaren Reaktionen reizen kann, auch wenn kein Knoten und nicht eine Drüse im Hirn nachweisbar ist, in dem sie sitzt oder aus der sie gedrückt werden könnte. Logik ist, wie Mathematik, nichts weiter als ein spielerisches und zeichenhaftes Konzept, das keine Bezüge aufweist, deshalb auch nicht die Bildung einer allgemeinen Zeichentheorie erlaubt (vgl. Pege, Kai, 2015).
Literatur
Pege, Kai, 2015, Eine Theorie des selektiven Bezugs, ebook, Duisburg.
Der Vergleich wäre unangemessen. Eine sprachliche Logik ließe allenfalls eine Beuteilung von Aussagen über ein Kleinkindverhalten zu. Empirisch unmöglich wäre ein Schweben des Kindes, logisch möglich wäre dies durchaus, aber das Kind könnte sich nicht gleichzeitig nach links und rechts bewegen, auch nicht schwebend.
Das zentrale Problem mit dem Vergleich ist die Perspektive: die Fesseln der sinnlichen Wahrnehmung; diese Fesseln haben jedoch mit Logik nichts gemein. Logisch ginge es vordringlich um eventuell mögliche widersprüchliche Angaben.
Widersprüche können freilich thematisiert und kommunikativ ausgefochten werden, auch innerhalb der Literatur. Z.B. ließe sich fragen, ob es den jeweiligen Kontrahenten, als was auch immer, tatsächlich gibt. Ein Nicht-Sein muss aus logischer Sicht nicht stören, solange die Annahme nicht anderen relevanten widerspricht. Diese menschlich naheliegende und einfache Denunziation eines Gegners als nicht-existent ließe sich allerdings nur so lange aufrechterhalten, bis er zu schlagen und zu prügeln beginnt, um sich physisch bemerkbar zu machen.
Gesellschaftlich wäre es allerdings nicht schicklich, eine körperliche Auseinandersetzung zu provozieren. Viel erhabener ließe sich ein schlichtes Übersehen von möglichen Gegnern gestalten. Der logischen Möglichkeit nach sind jeweilige Dämonen durch Nicht-Beachtung und ein typisches Fliegenabwehrverhalten verscheuchbar - oder auch nicht.
Zu demonstrieren war, dass sprachliche Logik menschlich durchaus nicht unbekannt ist und zu sonderbaren Reaktionen reizen kann, auch wenn kein Knoten und nicht eine Drüse im Hirn nachweisbar ist, in dem sie sitzt oder aus der sie gedrückt werden könnte. Logik ist, wie Mathematik, nichts weiter als ein spielerisches und zeichenhaftes Konzept, das keine Bezüge aufweist, deshalb auch nicht die Bildung einer allgemeinen Zeichentheorie erlaubt (vgl. Pege, Kai, 2015).
Literatur
Pege, Kai, 2015, Eine Theorie des selektiven Bezugs, ebook, Duisburg.
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Sonntag, 12. März 2017
Die Durchführung (3)
mark ammern, 11:13h
Leider bietet nur eine Lautgleichheit bzw. -ähnlicheit eine Grundlage zur Bildung von Metaphern, die sprachlich in diesem Kontext völlig überbetont ist. Mehr als ein Spiel mit Lauten und Buchstaben ist nach meinem Ermessen nicht auszumachen.
Zwar gab es in der Vergangenheit reichlich spekulative Thesen über Entstehungen von Sprachen aus Lauten und Singsang, diese waren jedoch keine empirischen.
Der Rest, etwaige empfundene Ähnlichkeit, die jeweilige sprachliche Bedeutungen und Bezüge zum Ausdruck bringen können, versandet hingegen in Beliebigkeiten, beruht allenfalls auf sozialen Konventionen über die jeweiligen Sachverhalte, auch im sprachlich vollzogenen und vereinfachten Vergleich eines Mädchens mit einer Rose. Metaphern können in diesem Kontext leicht trivial und kitschig wirken.
Aber ich erarbeite ein literarisches Konzept, keine Theorie. Mehr als einen möglichen Theoriewert will ich gar nicht andeuten, der literarisch von Belang sein kann. Ob es tatsächlich eine Theorie gibt, die leicht einbezogen werden könnte, bleibt sekundär.
Abschließend sei auf abstrakte Metaphern wie z.B. ‚Evolution‘ hingewiesen, die als solche von Urhebern nicht einmal erkannt werden und als ‚Wissenschaft‘ Verbreitung finden (vgl. Matern, Reinhard, 2014).
Der beanspruchte Theoriewert betrifft jedoch nicht nur Äußerungen über innerliterarische Ereignisse, sondern ist häufiger auszumachen, eventuell viel häufiger, als es Literaten recht sein kann. Literarisch über sogenannte Kultur zu plaudern, ohne angeben zu können, worauf man sich zumindest der logischen Möglichkeit nach bezieht (vgl. Ammern, Mark, 2016), kann zu einem sprachlichen Hindernis werden. Jedes auch literarisch verwendbare Wort müsste einer Prüfung standhalten können, und weil dies schier unmöglich ist, zu garantieren, nicht einmal das Erfordernis literarisch beachtet wird, gleitet Literatur leicht in sprachliche Gefälligkeiten und Niederungen ab.
Literatur
Ammern, Mark, 2016, Worüber sprechen Sie?, in: Das digitale Blütenland, eBook, Duisburg.
Matern, Reinhard, 2014, Evolution und Vergeblichkeit, in: Wie wärs mit einer Revolution?, eBook, Duisburg.
Zwar gab es in der Vergangenheit reichlich spekulative Thesen über Entstehungen von Sprachen aus Lauten und Singsang, diese waren jedoch keine empirischen.
Der Rest, etwaige empfundene Ähnlichkeit, die jeweilige sprachliche Bedeutungen und Bezüge zum Ausdruck bringen können, versandet hingegen in Beliebigkeiten, beruht allenfalls auf sozialen Konventionen über die jeweiligen Sachverhalte, auch im sprachlich vollzogenen und vereinfachten Vergleich eines Mädchens mit einer Rose. Metaphern können in diesem Kontext leicht trivial und kitschig wirken.
Aber ich erarbeite ein literarisches Konzept, keine Theorie. Mehr als einen möglichen Theoriewert will ich gar nicht andeuten, der literarisch von Belang sein kann. Ob es tatsächlich eine Theorie gibt, die leicht einbezogen werden könnte, bleibt sekundär.
Abschließend sei auf abstrakte Metaphern wie z.B. ‚Evolution‘ hingewiesen, die als solche von Urhebern nicht einmal erkannt werden und als ‚Wissenschaft‘ Verbreitung finden (vgl. Matern, Reinhard, 2014).
Der beanspruchte Theoriewert betrifft jedoch nicht nur Äußerungen über innerliterarische Ereignisse, sondern ist häufiger auszumachen, eventuell viel häufiger, als es Literaten recht sein kann. Literarisch über sogenannte Kultur zu plaudern, ohne angeben zu können, worauf man sich zumindest der logischen Möglichkeit nach bezieht (vgl. Ammern, Mark, 2016), kann zu einem sprachlichen Hindernis werden. Jedes auch literarisch verwendbare Wort müsste einer Prüfung standhalten können, und weil dies schier unmöglich ist, zu garantieren, nicht einmal das Erfordernis literarisch beachtet wird, gleitet Literatur leicht in sprachliche Gefälligkeiten und Niederungen ab.
Literatur
Ammern, Mark, 2016, Worüber sprechen Sie?, in: Das digitale Blütenland, eBook, Duisburg.
Matern, Reinhard, 2014, Evolution und Vergeblichkeit, in: Wie wärs mit einer Revolution?, eBook, Duisburg.
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Freitag, 10. März 2017
Die Durchführung (2)
mark ammern, 14:46h
Das von Reich-Ranicki angeführte Beispiel eines doppelten Bodens, das Heideröslein aus Goethes Gedicht, führt auf einem direkten Weg zur Frage nach Metaphern. Wie wären diese aber sprachlich zu fassen, so dass sie logisch möglich sein könnten? Logische Möglichkeiten bildeten den äußeren Rahmen der Erörterung. Bislang ist lediglich von möglichen Bezügen und einem möglichen Bild- und Theoriewert von Formulierungen gesprochen worden.
Eine entstehende Diskussion würde sich von einer möglichen in der germanistischen Literaturwissenschaft abgrenzen, innerhalb der Fragen nach sprachlicher Logik kaum eine erkennbare Rolle spielen. Empirisch hätte die Germanistik durchaus nicht unrecht, Logik ist gesellschaftlich weitgehend fremd, aber darum ginge es gar nicht, sondern um eine logische Argumentation. Es bliebe überwiegend eine irrationale Spiritualität übrig, der kaum etwas abzugewinnen wäre, bestenfalls eine seichte Unterhaltung.
Der Bildwert von einem Wort ‚Heideröslein‘ beschreibt eine Bedeutung, die ihrerseits den Bezug erläutert. Diesen Bildwert kann jedoch nicht jedes Wort ‚Heideröslein‘ haben, sonst wäre eine alltägliche bzw. journalistische Verwendung, in der ein solcher Bildwert nicht auftaucht, unmöglich. Auch jeder Gartenbauratgeber wäre von Bildwerten angefüllt, die sachlich fehlplatziert sein müssten, denn wer würde Mädchen mit einer Kanne begießen, damit sie sachlich angemessen gedeihen.
Aus logischer Perspektive kann es bei einem Wort ‚Heideröslein‘ mit dem Bildwert ‚Mädchen‘ nur um ein gleichlautendes aber separates Wort handeln, das aus pragmatischen und etwaigen ästhetischen Gründen innerhalb des Gedichts nicht separat angeführt wird. Assoziationen über eine Aufzucht von Mädchen könnte es freilich weiterhin geben, ich betreibe jedoch keine Psychologie, sondern beschäftige mich mit Sprache. Was Leute zu denken glauben oder assoziieren, ist mir schlicht egal.
Ebenfalls logisch nicht möglich wäre eine sprachlich umfassende situative Ansicht, in der ein Wort mal dieses oder jenes bedeuten kann. Gleich bliebe in diesem Fall lediglich die Lautgestalt, zur Fassung eines Wortes wäre dies aber viel zu wenig. Ein Wort setzt Bedeutung und Bezug voraus. Man würde lediglich einem geisterhaften Irrationalismus frönen. Aber um unterscheidbare, wenn auch gleichlautende Worte entdecken zu können, bedarf es vermutlich eines wachen und beweglichen Verstandes.
Eine entstehende Diskussion würde sich von einer möglichen in der germanistischen Literaturwissenschaft abgrenzen, innerhalb der Fragen nach sprachlicher Logik kaum eine erkennbare Rolle spielen. Empirisch hätte die Germanistik durchaus nicht unrecht, Logik ist gesellschaftlich weitgehend fremd, aber darum ginge es gar nicht, sondern um eine logische Argumentation. Es bliebe überwiegend eine irrationale Spiritualität übrig, der kaum etwas abzugewinnen wäre, bestenfalls eine seichte Unterhaltung.
Der Bildwert von einem Wort ‚Heideröslein‘ beschreibt eine Bedeutung, die ihrerseits den Bezug erläutert. Diesen Bildwert kann jedoch nicht jedes Wort ‚Heideröslein‘ haben, sonst wäre eine alltägliche bzw. journalistische Verwendung, in der ein solcher Bildwert nicht auftaucht, unmöglich. Auch jeder Gartenbauratgeber wäre von Bildwerten angefüllt, die sachlich fehlplatziert sein müssten, denn wer würde Mädchen mit einer Kanne begießen, damit sie sachlich angemessen gedeihen.
Aus logischer Perspektive kann es bei einem Wort ‚Heideröslein‘ mit dem Bildwert ‚Mädchen‘ nur um ein gleichlautendes aber separates Wort handeln, das aus pragmatischen und etwaigen ästhetischen Gründen innerhalb des Gedichts nicht separat angeführt wird. Assoziationen über eine Aufzucht von Mädchen könnte es freilich weiterhin geben, ich betreibe jedoch keine Psychologie, sondern beschäftige mich mit Sprache. Was Leute zu denken glauben oder assoziieren, ist mir schlicht egal.
Ebenfalls logisch nicht möglich wäre eine sprachlich umfassende situative Ansicht, in der ein Wort mal dieses oder jenes bedeuten kann. Gleich bliebe in diesem Fall lediglich die Lautgestalt, zur Fassung eines Wortes wäre dies aber viel zu wenig. Ein Wort setzt Bedeutung und Bezug voraus. Man würde lediglich einem geisterhaften Irrationalismus frönen. Aber um unterscheidbare, wenn auch gleichlautende Worte entdecken zu können, bedarf es vermutlich eines wachen und beweglichen Verstandes.
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